Donnerstag, 4. Oktober 2012

Na endlich!

Am vergangenen Freitag ist mir mein Pferd Guy nach über einem Jahr das erste Mal auf der Koppel wieder entgegengekommen, als ich ihn abholen wollte. Und das, obwohl es ihm aufgrund seines Asthmas an diesem Tag gar nicht besonders gut ging.

Vor ungefähr einem Jahr war Guy einmal "ausgeliehen" worden. Einen Tag später wollte ich ihn ahnungslos wie gewohnt von der Koppel abholen; da lief er das erste Mal weg. Als ich ihn dann doch erreicht hatte, war es unwahrscheinlich schwierig, ihn zum Mitkommen zu bewegen. Seitdem arbeite ich daran, manchmal mit der Hilfe meiner Tochter, daß er wieder gern mit mir mitgeht.

Ich weiß immernoch nicht genau, was damals passiert ist. Jedenfalls muß es für ihn sehr schlimm gewesen sein. Der Reiter war sich sicherlich nicht darüber im Klaren, was er mit seinen Aktivitäten auslösen würde. Vielleicht hatte er sich einfach nur "richtig durchsetzen" wollen, als Guy aus Angst und Aufregung wegen der fremden Pferde, mit denen er mitgehen sollte, nicht wie gewünscht reagierte. Vielleicht konnte Guy auch gar nicht wie gefordert arbeiten, weil ihn sein Asthma behinderte, und der Reiter das nicht bemerkt hatte?

Wie schnell kann man doch bei einem Pferd ein langwieriges Problem verursachen. Und wie lange kann es dann dauern, das wieder in Ordnung zu bringen.

Samstag, 25. Februar 2012

Besuch eines alten Freundes

Heute habe ich, nach ungefähr neun Jahren, mein erstes regelmäßiges Reitpferd und bisher besten (vierbeinigen) Reitlehrer wiedergetroffen. Tatan. Er ist inzwischen 23 Jahre alt und kein Schulpferd mehr sondern in Privatbeseitz.

Ob er sich nach so langer Zeit noch an mich erinnert hat, wage ich zu bezweifeln. Obwohl er mich gleich nach meiner Ankunft auf der Koppel bemerkt und die ganze Zeit, bis ich bei ihm angekommen war, genau angeschaut hat. Die anderen Pferde auf der Koppel haben das nicht getan.

Aber zumindest scheint er sich in meiner Anwesenheit wohlgefühlt zu haben. Ich mich in seiner auch. Es war ein schönes Wiedersehen.

Im Umgang ist er wohl noch genauso, wie damals: Er schnappt desöfteren zu, in der Box kann man sich ihm kaum gefahrlos nähern, auf der Koppel würde er einen Menschen wohl auch mal mit angelegten Ohren und gebleckten Zähnen umrennen, wenn dieser nicht aus dem Weg geht. So erzählte man mir heute von Tatan.
Von alldem habe ich heute nichts bemerkt. Überhaupt nichts. Tatan schien am heutigen Tage Gastfreundschaft großgeschrieben zu haben. - Hatte ich ein Glück! - War es nur Glück?

Alles in allem war das heute wirklich ein schönes Wiedersehen. Und endlich habe ich Fotos von ihm.

Samstag, 18. Februar 2012

Wie früher

Ist ja doch immer das Gleiche, was mir wichtig ist: Gestern konnte ich nach längerer Pause mit Pflegepferd Guy wieder einmal unterwegs sein; allerdings nicht im Wald. Da ist der Boden in den unteren Schichten noch gefroren; darüber Matsch und Wasser - eine gefährliche Mischung. Wir sind deshalb durch das Dorf geritten und haben auf dem Rückweg noch einen Schwenk zu den Obstgärten gemacht.
Alles lief prima: Guy ist ohne Zögern von der Koppel mitgekommen. Das war bis vor Kurzem nicht so, nachdem er vor einigen Monaten mal verliehen worden war :-(
Er hat sich trotz längerer Reitpause sehr schnell, innerhalb weniger Minuten von mir beruhigen lassen.
Nachher ist er auf der Koppel (als ich sie "abgeäppelt" habe) noch eine ganze Weile bei mir geblieben. Er ist ja als Tinker nicht gerade ein Kuschelpferd. Sonst ist er eher introvertiert und bleibt oft allein.

Warum Guy jetzt von der Koppel wieder mitgekommen ist?
Meine Tochter war jetzt schon zweimal mit mir dort und hat mir dabei geholfen: An einem Nachmittag habe ich ihn vielleicht fünf Mal von der Koppel und wieder zurück geführt. An der Anbindestelle wartete jeweils ein Futtereimer mit einer Kleinigkeit, z.B. einer Möhre, auf ihn.

Das war alles?!
Immer, wenn er zu zögern oder stehen zu bleiben begann, hat meine Tochter hinter ihm aus sicherer Entfernung ein klein wenig mit dem Seil geschlenkert, damit er weiterläuft. Aus dieser Position war nur ganz wenig Druck von meiner Tochter nötig, eben ein Schlenkern mit dem Seil. Nachdem seine einzige Aufgabe am Anbindeplatz einige Male nur darin bestand, ein paar Stückchen Möhre oder Apfel aus dem Eimer zu essen, und er danach gleich wieder zurückgeführt wurde, verblaßte sein negatives Bild vom Wegführen zum Anbindeplatz wohl.

Allein hätte ich das nicht geschafft, denn von seitlich vorn, der Position des Führenden, hätte ich jedesmal viel mehr Druck aufbauern müssen, damit das Pferd weitergeht. Ich hätte dadurch Streß erzeugt und hätte so nicht das negative Bild aus dem Kopf des Pferdes herausbekommen, sondern eher bestätigt. Deshalb war die Hilfe meiner Tochter an diesem Nachmittag sehr wertvoll.

Sicherlich ist Guy von nun ab nicht vollständig geheilt; ab und zu wird das negative Bild in seinem Kopf, das wohl bei der Ausleih-Aktion vor einigen Monaten entstanden sein muß, vielleicht noch durchbrechen. Aber es wird weiter besser werden, wenn ich dann die Gradwanderung schaffe, ihn ohne zuviel Druck zum Weitergehen bzw. Nicht-Stehenbleiben zu bewegen, auf der anderen Seite aber in einer solchen Situation auch nicht aufgebe. Vielleicht wird Guy ja bald wieder so sein wie früher...