Samstag, 18. Februar 2012

Wie früher

Ist ja doch immer das Gleiche, was mir wichtig ist: Gestern konnte ich nach längerer Pause mit Pflegepferd Guy wieder einmal unterwegs sein; allerdings nicht im Wald. Da ist der Boden in den unteren Schichten noch gefroren; darüber Matsch und Wasser - eine gefährliche Mischung. Wir sind deshalb durch das Dorf geritten und haben auf dem Rückweg noch einen Schwenk zu den Obstgärten gemacht.
Alles lief prima: Guy ist ohne Zögern von der Koppel mitgekommen. Das war bis vor Kurzem nicht so, nachdem er vor einigen Monaten mal verliehen worden war :-(
Er hat sich trotz längerer Reitpause sehr schnell, innerhalb weniger Minuten von mir beruhigen lassen.
Nachher ist er auf der Koppel (als ich sie "abgeäppelt" habe) noch eine ganze Weile bei mir geblieben. Er ist ja als Tinker nicht gerade ein Kuschelpferd. Sonst ist er eher introvertiert und bleibt oft allein.

Warum Guy jetzt von der Koppel wieder mitgekommen ist?
Meine Tochter war jetzt schon zweimal mit mir dort und hat mir dabei geholfen: An einem Nachmittag habe ich ihn vielleicht fünf Mal von der Koppel und wieder zurück geführt. An der Anbindestelle wartete jeweils ein Futtereimer mit einer Kleinigkeit, z.B. einer Möhre, auf ihn.

Das war alles?!
Immer, wenn er zu zögern oder stehen zu bleiben begann, hat meine Tochter hinter ihm aus sicherer Entfernung ein klein wenig mit dem Seil geschlenkert, damit er weiterläuft. Aus dieser Position war nur ganz wenig Druck von meiner Tochter nötig, eben ein Schlenkern mit dem Seil. Nachdem seine einzige Aufgabe am Anbindeplatz einige Male nur darin bestand, ein paar Stückchen Möhre oder Apfel aus dem Eimer zu essen, und er danach gleich wieder zurückgeführt wurde, verblaßte sein negatives Bild vom Wegführen zum Anbindeplatz wohl.

Allein hätte ich das nicht geschafft, denn von seitlich vorn, der Position des Führenden, hätte ich jedesmal viel mehr Druck aufbauern müssen, damit das Pferd weitergeht. Ich hätte dadurch Streß erzeugt und hätte so nicht das negative Bild aus dem Kopf des Pferdes herausbekommen, sondern eher bestätigt. Deshalb war die Hilfe meiner Tochter an diesem Nachmittag sehr wertvoll.

Sicherlich ist Guy von nun ab nicht vollständig geheilt; ab und zu wird das negative Bild in seinem Kopf, das wohl bei der Ausleih-Aktion vor einigen Monaten entstanden sein muß, vielleicht noch durchbrechen. Aber es wird weiter besser werden, wenn ich dann die Gradwanderung schaffe, ihn ohne zuviel Druck zum Weitergehen bzw. Nicht-Stehenbleiben zu bewegen, auf der anderen Seite aber in einer solchen Situation auch nicht aufgebe. Vielleicht wird Guy ja bald wieder so sein wie früher...

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