Dienstag, 21. April 2020

Ein Schritt zurück

Vor zwei Tagen hat sich Theodor auf dem Paddock der anderen Pferde vor Panik losgerissen. Diese "Bewältigungsstrategie" hat er in seinem Vorleben gelernt: Fühle ich mich überfordert, reiße ich mich los. Seitdem ist unser Verhältnis nicht mehr genauso wie vorher. Das merke ich ihm an. Er merkt es mir an. Das müssen wir wieder in Ordnung bringen. Wir müssen also wieder einen kleinen Schritt zurückgehen, denn ich möchte, daß unser Vertrauen zueinander wieder so wie vorher wird. Deshalb habe ich heute besonderen Wert auf vertraute Dinge wie Führübungen und Weichen gelegt. Rückwärtsrichten auf "Pscht!" ging heute völlig ohne Berührung. Sehr gut! Beim Rückwärtsrichten mit Berührung ohne Geräusch habe ich allerdings ein wenig Widerwillen gespürt. Daher bin ich heute in ruhiges Longieren am Seil übergegangen. Das hat sehr gut funktioniert. Deshalb habe ich Theo gelobt, mit einem selbstgebackenen Leckerli belohnt und ihn in den Feierabend entlassen.

Mir ist schon wichtig, daß Theodor lernt, daß ich ihn nach Belieben ohne Kraftaufwand bewegen kann. Schon mal damit die Rangordnung zu meinen Gunsten geklärt wird. Deshalb achte ich auf solche Kleinigkeiten wie Widerwillen beim Rückwärtsrichten, damit sich daraus nicht noch mehr entwickelt, wie z.B. Verweigerung.

Nun muß ich uns einen Plan machen, was wir gegen das Losreißen tun können.

Freitag, 17. April 2020

Die Welt draußen

Heute waren wir zum ersten Mal mit Theo draußen.

Bisher hatte sich alles auf seinem Paddock abgespielt. Um diesen zu verlassen, muß man über einen anderen Paddock laufen, dessen Pferde Theodor gejagt hatten beim Versuch, ihn in die Herde zu integrieren.

Deshalb ist Theo dort zuerst vor Angst herumgesprungen, hat sich dann aber schnell beruhigt, als er sah, daß ich die anderen Pferde wegschicken kann. Monika hat mir die Durchgänge auf- und wieder zugemacht. So haben wir ihn zum ersten Mal am Anbindeplatz geputzt. Das Auskratzen der Hufe hat ihn heute als etwas Bekanntes am unbekannten Ort beruhigt. Richtig angebunden hatten wir ihn heute noch nicht, denn auch das kennt er noch nicht. Ich habe das Seil einmal um den Balken gelegt und ab und zu festgehalten.

Dann sind wir nach draußen auf die Wiese gegangen. Die Straße in der Nähe hat ihm dabei ordentlich Angst gemacht. So hat sich das Führtraining der vergangenen Tage auf seinem Paddock wirklich bezahlt gemacht, denn er hat sich an die vertrauten Übungen erinnert, sich beruhigt und alles gut mitgemacht.

Prima, wenn man zu zweit mit dem Pferd arbeiten kann und sich gegenseitig so gut ergänzt. Das war ein schöner Erfolg heute für uns drei.

Sonntag, 12. April 2020

Fortschritte

Ich habe Theo heute wieder freistehend geputzt. Also darf ich mich auch nicht beklagen, daß er sich gleich danach genüßlich gewälzt hat. Dafür mußte er dann meinen Kegel auf der Kruppe tragen.

Wir sind heute Achten um zwei Kegel gegangen und haben Rückwärtsgehen auf "Pscht!" weitergeübt. Das kann Theodor jetzt schon recht gut, obwohl ich erst vor zwei Tagen angefangen habe, das Geräusch "Pscht!" zu konditionieren. Danach habe ich ihn mit den Kegeln überall berührt und sie kurzzeitig über seine Ohren gestülpt. Es hat ihn nicht einmal gestört, als der Kegel von seinem Rücken herunterfiel, als er loslief.

Mit den Hinterhufen haben wir noch Arbeit vor uns. Ich konnte sie zwar wieder ein paar Sekunden ruhig oben halten, aber nicht länger als gestern. Allerdings kam er mir dabei noch weniger aufgeregt vor.
Die Vorderhufe dagegen kann ich inzwischen schon ganz normal säubern.

Also es geht vorwärts mit uns. Und es war heute wieder eine wunderschöne Zeit mit Theodor.

Sonntag, 5. April 2020

Herrliche Ruhe

Heute waren wir recht spät am Nachmittag bei Theo. Dafür waren wir die einzigen beiden Menschen auf dem Hof. Herrlich ruhig...

Moni hat ihn geputzt und wir haben Führen, Rückwärtsrichten und Hufegeben weitergeübt. Unser Wort "Prima!" haben wir weiter konditioniert und schon als Lob ohne Leckerli eingesetzt. Damit hatte ich gestern begonnen: Erst etwas Gelungenes mit "Prima!" gelobt, eine Sekunde später ein Leckerli reingesteckt, sozusagen als Erklärung, was das Wort bedeutet. Nun haben wir ein Wort, das Theo wirklich als Lob empfindet.

Aber auch für Albernheiten war Zeit und Raum.

Samstag, 4. April 2020

Theodor

Seit ein paar Tagen haben wir - meine Tochter Monika und ich - ein eigenes Pferd. Er hatte keinen Namen und das konnte nicht so bleiben. Deshalb haben wir ihn Theodor (bedeutet: Geschenk Gottes) genannt. Theo ist knapp zwei Jahre alt, Tinker, noch Hengst und kann gar nichts. Das werden wir mit der Zeit ändern.

Seit wir ihn haben, war ich jeden Tag bei ihm. Inzwischen kommt er auf uns zu. Wir haben schon viel mit ihm geübt: Berühren, Putzen, Führen, Weichen, Hufe anfassen und aufnehmen und ein wenig Longieren.

Nun können wir das, was wir bei den anderen Pferden gelernt haben, für Theodor anwenden. Er ist das erste Pferd, das wir selbst ausbilden. Von Anfang an.

Samstag, 4. März 2017

Neues Pflegepferd!

Nun habe ich das erste Mal eine klassische Reitbeteiligung. So richtig mit Pferdebesitzerin und festem Reittag und so...

Das Pferd heißt Kallisto, wird aber liebevoll Kalle genannt. Die Besitzerin ist genau in meinem Alter und ging sogar auf dieselbe Schule wie ich. So klein ist die Welt also wirklich! Kalle ist 11 und denkt noch selbständig, hat also durchaus seinen eigenen Kopf. Darauf wies uns die Besitzerin mehrfach hin. Uns: meine Tochter und mich. Wir machen das nämlich zusammen, wenn sie Zeit hat. Gestern zum Beispiel haben wir mit Kalle einen Reitspaziergang gemacht, um zu sehen, wie er als einziges Pferd im Gelände klarkommt, und wie wir klarkommen, ihm seine Aufregung zu nehmen. Einer saß drauf, der andere ging nebenher. Abwechselnd. Bei Sonnenschein und nur schwachem Wind war es wunderschön. Das haben wir ihn natürlich auch spüren lassen.

Gleichzeitig lernen wir zum zweiten Mal Reiten. Wir haben ursprünglich Englisch gelernt, das Pferd allerdings Western. Das paßt so erstmal nicht zusammen, also müssen wir dazulernen. Es geht ganz gut, vielleicht, weil wir vorher schon fünf Jahre lang "Feld, Wald und Wiese" geritten sind. Das ist eine Reitweise, die sich zwischen Englisch und Western ansiedelt. Man treibt nicht mehr die ganze Zeit, wenn doch das Pferd eh läuft. Man arbeitet mehr mit Gewichtsverlagerung als mit den Zügeln. Alles ist mehr auf Leichtigkeit als auf Dressur ausgerichtet.

Kalle ist ein kluger, freundlicher Kerl. Er erwartet freundliche Führung. Wenn er die nicht bekommt, fühlt er sich gezwungen, sie selbst zu übernehmen. Allerdings tut er das ungern und ängstlich. Deshalb geben wir ihm lieber seine Führung.
Der Umgang mit ihm und das (Western-)reitenlernen machen wirklich Spaß! Ich bin froh, ihn gefunden zu haben.

Hier ist er:


Montag, 25. April 2016

Ein Lebenszeichen...

... von mir möchte ich an dieser Stelle nach langer Zeit geben. Inzwischen ist einiges passiert, wenn auch nicht auf meiner Homepage.


Kündel
Anfang dieses Jahres habe ich mein neues Pflegepferd verloren. Ich hatte noch nicht einmal über ihn geschrieben. Er hieß Kündel und war ca. 18 Jahre alt. Lange Zeit hatte man nichts mehr mit ihm gemacht. Deshalb hatte er Muskulatur abgebaut, so daß ich ihn zunächst nicht reiten konnte. So begann ich mit Bodenspiel, Spaziergängen und vertrauensbildenden Übungen. Anfang des Jahres begann ich, meinen ersten Aufstieg vorzubereiten, um die ersten Minuten reiten zu können. Da erreichte mich die Nachricht, daß er nicht mehr lebte. Er hatte sich beim Wälzen auf vereistem Boden so sehr die Wirbelsäule verletzt, daß er nicht mehr aufstehen konnte. Der Tierarzt sah keine Möglichkeit mehr, ihm zu helfen.
Dabei kannte ich ihn erst 5 Monate. Die letzten Male hatte er aber schon mein Auto am Klang erkannt und erwartete mich am Ausgang seines Paddocks, wenn ich zu ihm kam, um ihn abzuholen. So sehe ich ihn im Geiste vor mir, wenn ich an ihn denke.

Ich weiß: Es ist nun an der Zeit, daß ich mir ein neues Pflegepferd suche. Das ist im Raum Berlin nicht so einfach. Ich suche ja keine klassische Reitbeteiligung, sondern die Möglichkeit, mich mit einem Pferd individuell zu beschäftigen, das vielleicht auch das eine oder andere Problem im Umgang hat. Dazu muß ich mich natürlich erstmal wieder auf die Suche machen - es wird nicht eines Tages ein Pferd an meiner Wohnungstür klingeln. Also ist es soweit, die Trauerzeit ausklingen zu lassen.

Studium
Seit einem Jahr mache ich neben dem Beruf ein Fernstudium "Tierpsychologie" (Spezialisierung "Pferde"), um das, was ich in der Praxis mit Pferden mache, nun auch auf eine theoretische Grundlage zu stellen. Es ist sehr viel Stoff zu lernen, aber es ist sehr interessant. Im letzten Skript ging es z.B. um Verhaltensstörungen von Pferden und deren Therapiemöglichkeiten.
Besonders freut es mich, daß man in den Lehrskripten für den Umgang mit Pferden ähnliche Ansichten propagiert, wie ich: Man kann die Rangfrage viel besser ohne Gewalt klären!
Dieses Studium ist der Hauptgrund dafür, daß ich seit dem kaum mehr dazu gekommen bin, neue Artikel auf meiner Homepage zu veröffentlichen. - Obwohl ich noch soviele Ideen dazu habe...
Allerdings ist der Beitrag "Beobachtung von Gruppengrößen" unter "Verhalten - Die Herde" auf pferdeumgang.de ein erstes "Abfallprodukt" dieses Studiums :-)